[Rezension] Stell dir vor, dass ich dich liebe

[Rezension] Stell dir vor, dass ich dich liebe

22. Juni 2017 1 Von nickisbuecherwelt

Jennifer Niven – Stell dir vor, dass ich dich liebe


Originaltitel: Holding Up the Universe
Aus dem Amerikanischen von: Maren Illinger
Reihe: –
Ausgabe: Klappenbroschüre
Seiten: 464
Verlag: Fischer Sauerländer
ISBN: 978-3-7373-5510-0
Erschienen: 22.06.2017
Preis: 14,99 € [D] | 15,50 [A]
Quelle: www.fischerverlage.de

Der eine Mensch, der dein Leben verändert

Jack ist der Coolste, der Schönste, von allen geliebt und begehrt. Doch er hat ein Geheimnis: Er ist gesichtsblind. Auf Partys fällt es ihm schwer, seine Freundin unter all den anderen Frauen zu erkennen. Für ihn sieht ein Gesicht wie das andere aus. Dass er schon mal einer vollkommen Fremden ein »Hey Baby« ins Ohr raunt, halten alle für Coolness. Doch Jacks ganzes Leben besteht aus Strategien und Lügen, um sein Problem zu vertuschen: Immer cool bleiben, auch wenn er mal die Falsche küsst. Jedes Fettnäpfchen eine Showbühne! Und dann kommt Libby, die in den Augen vieler so unperfekt ist, wie man nur sein kann. Denn Libby ist übergewichtig. Keine Strategie der Welt kann das vertuschen. Libby ist die Einzige, die erkennt, was hinter Jacks ewigem Lächeln steckt. Bei ihr kann Jack zum ersten Mal einfach er selbst sein.
Aber hat einer wie Jack den Mut, zu einer wie Libby zu stehen?

Ich habe dieses Buch vom Verlag als Rezensionsexemplar erhalten. Nochmals vielen Dank dafür!
Libby war einst der „fetteste“ Teeanger von Amerika. Sie musste aus ihrem Haus befreit werden, da sie zu dick und schwer war, um das Bett zu verlassen. Heute hat sie schon ganz viel abgenommen und wiegt trotzdem immer noch einiges über 100 Kg. Nach Jahren besucht sie das erste Mal wieder eine öffentliche Schule und wird dort sofort zum Gesprächsthema Nummer 1. Sie wird gemobbt, auf ihr Äußeres beschränkt und bekommt die volle Ladung Hass ab.
Jack ist einer der coolsten Typen auf der Schule. Er ist mit einem der hübschesten Mädchen zusammen und kann sich nicht beklagen. Aber er leidet unter einer seltenen Krankheit. Prosopagnosie – Gesichtsblindheit. Er erkennt keine Gesichter und kann sie nicht auseinander halten. Für ihn sieht jeder Mensch gleich aus und es fällt ihm schwer Menschen zu unterscheiden, was ihm nur anhand von Haut- und Haarfarbe und weiteren kleinen Merkmalen gelingt. 
(Weitere Infos und Erklärungen zur Krankheit findet ihr hier > wikipedia.org/wiki/Prosopagnosie)

Aber dann ist da Libby, das dicke Mädchen, welches er auf Grund ihrer Fülle wiedererkennt. Aber auf einmal sieht er noch so viel mehr und kann Libby als einzige wirklich sehen und erkennen.
Nachdem mir All die verdammt perfekten Tage [Rezension] der Autorin ziemlich gut gefallen hat, wollte ich auf jeden Fall auch dieses Buch von ihr lesen. Ich hatte einige Erwartungen und bin absolut nicht enttäuscht worden.
Libby ist so ein toller und starker Charakter. Sie hat in der Vergangenheit ihre Mutter verloren und vor lauter Kummer angefangen zu essen und zu essen, bis sie immer dicker geworden ist und sich komplett selbst verloren hat. Aber sie hat sich zurück ins Leben gekämpft und abgenommen. Alleine dafür hatte sie schon meinen aller größten Respekt. Aber wie sie dann mit dem ganzen Thema Mobbing umgegangen ist. Wahnsinn. Ich hatte so oft Tränen in den Augen. Über die Ungerechtigkeit und die Dreistigkeit von Libbys Mitschüler(inne)n. Aber ich war auch so stolz auf Libby. Sie hat sich verdammt nochmal nicht unterkriegen lassen und ihr Ding gemacht und sich nicht versteckt, sondern sich dem Mobbing gestellt und dazu gestanden, wie und wer sie ist.
Traurig, dass es tatsächlich immer noch so ist, dass man für sein Aussehen und sein Gewicht fertig gemacht wird. Dieses Buch hat mir mal wieder näher gebracht, wie viel in unserer Gesellschaft noch immer falsch läuft und hat mich auch mit meinen eigenen Macken und Problemzonen konfrontiert. Ich habe mich an einigen Stellen von Libby wiedererkannt, denn auch ich habe etwas zu viel auf den Rippen und ich habe Libby so sehr dafür beneidet, wie sie mit dem Ganzen umgegangen ist. Ich glaube, wir alle sollten uns ein Beispiel an ihr nehmen und anfangen uns so wohl zu fühlen, wie wir sind und uns so zu akzeptieren und über den Meinungen von anderen zu stehen.
Kommen wir zum nächsten Thema, welches die Autorin aufgreift. Eine seltene, aber sehr interessante Krankheit: die Gesichtsblindheit. Ich liebe es ja, wenn in Romanen über seltene Krankheiten aufgeklärt wird und man diese so besser kennen und verstehen lernt. Jack hat mir als Protagonist ebenfalls gut gefallen. Er versucht das Beste aus seinem Leben zu machen und als er irgendwann begreift, dass es keine Schande ist, eine Krankheit zu haben und sich endlich dazu bekennt, hat er meiner Meinung nach Größe gezeigt und auch auf ihn war ich daher sehr stolz.
Eine wunderbare und vor allem einzigartige Geschichte, mit besonderen, starken und mutigen Charakteren und einer wichtigen Message: sei immer du selbst und liebe dich so, wie du bist. Die Meinung von anderen sollte zweitrangig sein und einem nicht vorschreiben, wie man auszusehen oder sich zu benehmen hat. Ein wirklich tolles & empfehlenswertes Buch, was ich mit Begeisterung weiterempfehle. Auch eine Liebesgeschichte kommt nicht zu kurz, bleibt aber ein wenig im Hintergrund, was ich sehr passend fand, denn der Fokus der Geschichte liegt auf dem Thema „dick sein“ und mit welchen Problemen man dadurch in der Öffentlichkeit zu kämpfen hat, ebenso wie dem Thema Prosopagnosie.
Das Buch erhält von mir 4,5 von 5 Punkten!